Marco F. (70) arbeitete Jahrzehnte lang viel und hart, lebt nun von 774,52 Euro Rente, 154,35 Euro gibt es als Grundsicherung im Alter vom Sozialamt dazu. Abzüglich Miete, die kürzlich erhöht wurde, und Strom, der ebenfalls teurer wurde, bleibt zum Leben nicht mehr viel übrig.

Ausgebildet

Der 70-jährige Rentner wurde in Montenegro geboren. Er war 14 Jahre alt, als sein Vater starb. Von da an musste er sich um die finanzielle Absicherung der Familie kümmern. Seine Mutter verdiente kein Geld, aber Schule, Bus und Kleidung mussten bezahlt werden. Marco machte eine Ausbildung zum Mechaniker und Schweißer. Es kamen im Laufe der Zeit weitere Fort- und Zusatzausbildungen hinzu wie zum Straßenverkehrstechniker, Kraftfahrzeugmechaniker, Stapelfahrer und einige Semester zum Maschinentechnischen Offizier.

Angekommen

Mit 17 Jahren kam Marco F. als Gastarbeiter nach Deutschland, nach Nordrhein-Westfalen. Er arbeitete erst als Gerüstschweißer, später schweißte er landwirtschaftliche Geräte und ging schließlich auf See. Als Seemann und Maschinist verdiente er seinen Lebensunterhalt an Bord großer Handelsschiffe. Die Liste der Länder, die er als Seemann bereiste, erstreckt sich über alle Kontinente. Von den Erinnerungen an all die Eindrücke und Erlebnisse, zehrt er noch heute.

Nach 15 Jahren wurde Marco F. sesshafter, er heiratete, bekam zwei Kinder. Nun arbeitete er als Schweißer und Rohrleitungsbauer in Raffinerien und zog schließlich mit seiner Familie von Hannover nach Hamburg. Er war viel auf Montage, fand Anstellung in neuen Atomkraftanlagen. Schließlich fing er bei MBB an, einem der größten deutschen Luft- und Raumfahrtkonzerne.

Der nächste berufliche Schritt führte ihn und seine Familie nach Bayern zu Aerospace. Da sein Kind immer krank war, wollte Marco F. nicht mehr auf Montage, sondern für seine Familie da sein.

Ausgelaugt

Marcos Gesundheit wurde allmählich brüchig. Die schiefe Körperhaltung bei den Schweißerarbeiten hat ihre Spuren an Rücken und Bandscheiben hinterlassen. Hinzu kam eine schwächelnde Niere. Seine Frau entfremdete ihm die beiden Kinder, sodass das Familienleben sehr schwierig war. „Sie wollte mir schaden, sie kam selbst aus schwierigen familiären Verhältnissen und hetzte die Kinder gegen mich auf“, erzählt der 70-Jährige mit großem Bedauern.

Ausgegrenzt

„Als ich krank wurde, reichte meine Frau die Scheidung ein, ich musste innerhalb von zehn Tagen die gemeinsame Wohnung verlassen, da waren meine Kinder 12 und 14 Jahre. Meinen Sohn habe ich seit 20 Jahren nicht mehr gesehen, meine Tochter noch länger. Das tut mir sehr weh, ich denke jeden Tag an sie“, erzählt der Rentner traurig. Der letzte Satz, den sein Sohn zu ihm sagte, war: „Solltest du mal krank oder ein Sozialfall werden, bekommst du nichts von mir.“ Das tat in der Seele weh.

Abgestempelt

„Ich habe mein ganzes Leben viel und körperlich schwer gearbeitet. Seit ich krank bin und nicht mehr arbeiten kann, muss ich nur noch kämpfen, ich bekomme vermittelt, überflüssig und nichts mehr wert zu sein“, so der Rentner. Beim Sozialamt bekam er zu hören, dass er selbst schuld an seiner Erkrankung sei. Auch dieser Satz tat in der Seele weh.

2017 musste Marco F. eine neue Niere transplantiert werden. Seither nimmt er Immunsuppressiva ein, damit die Niere vom Körper nicht abgestoßen wird. Die Begleiterscheinung davon ist immer wiederkehrender weißer Hautkrebs im Gesicht und an den Händen. Sein Körper benötigt 20 Tabletten täglich, zudem Insulinspritzen wegen seines Diabetes. Die Niere wird zunehmend schwächer, um die Dialyse wird er nicht herumkommen.

Akzeptiert

„Ich habe mein Leben gelebt. Ich habe schöne Erinnerungen, als Seemann habe ich die Welt gesehen. Und jetzt: Ich muss mein Schicksal einfach akzeptieren, ich bin zufrieden und noch selbstständig, ich erledige alles allein. Ein paar Jahre möchte ich noch schaffen“, erhofft sich der 70-Jährige.

Aufgefangen

2020 wandte sich Marco F. an ein Herz für Rentner e.V. Wir freuen uns sehr, dass er den Weg zu uns gefunden hat und wir ihn u. a. mit einer Matratze, Stromnachzahlung, Soforthilfen und zuletzt mit der Übernahme des Eigenanteils einer Tumor-OP unterstützen konnten.