Susanne L. blickt mittlerweile auf 79 Jahre ihres Lebens zurück, im Dezember feiert sie ihren 80. Geburtstag. Doch Ruhe ist noch längst nicht bei ihr eingekehrt – ganz im Gegenteil: Sie hat mit großen Herausforderungen zu kämpfen. Ihr Leben bestreitet Susanne L. von 453 Euro Rente und 783 Euro aufstockender Grundsicherung im Alter. Bis 76 Jahre hat sie gearbeitet, um sich etwas dazuzuverdienen.

Facettenreiches Berufsleben

Die Seniorin absolvierte als junge Frau nach der mittleren Reife eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete anschließend einige Jahre lang in einem Büro. In der Zeit lernte sie auch ihren Mann kennen, die beiden heirateten und bekamen eine Tochter. Den Job im Büro gab Susanne L. nun auf und war fortan im Kindermodengeschäft der Schwiegermutter tätig. Sieben Jahre vergingen. Das verflixte siebte Jahr überstand die Ehe nicht, es kam zur Trennung. Susanne L. musste sich nun auch beruflich wieder verändern und wechselte in ein Damenmodengeschäft, in dem sie 20 Jahre mit sehr viel Freude arbeitete.

Nachdem die Modebranche ins Straucheln geriet und Zulieferfirmen pleitegingen, musste auch das Modegeschäft schließen – da war Susanne L. mittlerweile um die 50 Jahre und musste sich erneut umorientieren. Künftig arbeitete sie für einen Transportdienst, war europaweit unterwegs und lieferte u. a. Auto- und Computerteile. Bis zu 100.000 Kilometer legte sie im Jahr zurück, sah z. B. den nördlichsten Zipfel von Norwegen und die Straße von Gibraltar und genoss die Zeit der vielen Eindrücke und Impressionen. Die Jahre vergingen und hinterließen gesundheitliche Spuren, sodass sie zwar kürzertreten musste, aber bis 76 Jahre noch für Apotheken Rezepte abholte, um ihre kleine Rente aufzustocken.

Freundinnen für immer

Nach der Scheidung von ihrem Mann lernte sie eine Freundin kennen, die sie auf ihren Transportfahrten durch Europa begleitete. Die beiden wurden ein Herz und eine Seele und wohnten sogar 40 Jahre lang zusammen. Susanne L. holte ihre Mutter zu sich nach Hause, nachdem sie sieben Schlaganfälle erlitten hatte, und pflegte sie jahrelang bis zu ihrem Tod.

Tragischerweise erkrankte schließlich ihre Freundin sehr schwer an Parkinson. Mit Fortschreiten der Krankheit konnte sie weder selbstständig essen noch sich überhaupt bewegen. Susanne L. pflegte auch ihre Freundin neun Jahre lang, bis sie vor 2,5 Jahren schließlich starb. Den körperlichen Verfall der Freundin mitzuerleben, war eine sehr, sehr schwere und belastende Zeit für die 79-Jährige.

Vermeintliches Glück

Vor fünf Jahren bot die Tochter ihrer Mutter Susanne L. an, zu ihr und ihrem Freund in die untere Etage ihres Hauses zu ziehen. „Ich hielt das für eine gute Idee und eine Möglichkeit, auch bei meinen drei Enkeln zu sein, die ich sonst nur selten sah. Außerdem war ich schon 74 Jahre alt, kann keine Treppen mehr aufgrund eines Bandscheibenvorfalls steigen. Ein Wirbel drückt auf einen Nerv, sodass meine Füße taub sind, und ich leide an grauem Star. In Kürze steht mir eine Augen-OP bevor.“

Leider entpuppte sich der Umzug von Friedrichsdorf nach Aschheim in Bayern als enorme psychische Belastungsprobe. Nach zwei Jahren begann die Tochter, ihre Mutter zu schikanieren, um sie wieder loszuwerden. Sie bevormundete und beschimpfte ihre Mutter auf Derbste, wollte sie zunächst ins 1. OG umquartieren, obwohl Susanne L. keine Treppengehen kann, erhöhte ihrer Mutter die Miete, obwohl sie wusste, dass sie das nicht stemmen kann, tauschte Schlösser im Haus aus, entwendete ihren Schlüsselbund, kündigte ihr schließlich den Mietvertrag und reichte eine Räumungsklage gegen ihre Mutter ein. Susanne L. nahm sich einen Anwalt, der Prozess läuft noch. Gewinnt die Tochter, hat die Seniorin kein Zuhause mehr. Durch die Mehrkosten, die ihr ihre Tochter aufgebrummt hat, und die entstandenen Anwaltskosten sind alle Ersparnisse verbraucht.

Auf Wohnungssuche

„Ich bin seit Längerem vergeblich auf Wohnungssuche, weil ich den Terror meiner Tochter nicht mehr ertrage. Derzeit gehen wir uns so gut, es geht, aus dem Weg und sprechen nicht mehr miteinander.“ Susanne L. hat mittlerweile 170 Wohnungsanfragen ausgesendet, leider ohne Erfolg. Entweder erhält sie keine Antwort oder die Info, dass sich die Vermieter für jemand anderen entschieden haben. Sie hat sich sowohl in Aschheim als auch in München auf die Liste für Sozialwohnungssuchende mit Prio 1 setzen lassen. Aber die Chancen, in absehbarer Zeit, eine Wohnung zu bekommen, stehen sehr schlecht.

„Ich überlege nun, nach Friedrichsdorf zurückzuziehen. Die Chancen auf eine Wohnung sind dort höher. Außerdem habe ich dort Bekannte“, erzählt die Seniorin.

Kämpfernatur auch noch mit 79 Jahren

Trotz der harten Schicksalsschläge lässt sich Susanne L. nicht unterkriegen, auch wenn sie teilweise an den Rand der Verzweiflung gerät. Bereits als sie den Umzug nach Aschheim vorbereitete, häuften sich die Hiobsbotschaften: Sie erhielt die Diagnose Brustkrebs, der sich glücklicherweise später als nicht aggressiv herausstellte, ihre Schwester verstarb, und ihre zwei Hunde musste sie einschläfern lassen.

Wir wünschen Susanne L. nur das Beste und dass sie bald eine neue Wohnung findet, in der sie zur Ruhe kommen kann. Finanziell unterstützten wir die Seniorin bisher u. a. mit der Übernahme der Selbstbeteiligungskosten für den Anwalt wegen der Räumungsklage, die ihre Tochter gegen sie erhoben hat, sowie mit Lebensmitteln und Drogerieartikeln.