Verzweifelt und ausgebrannt – die meisten Senioren stellen sich ihren Lebensabend sicherlich anders vor. Vor allem nach einem Leben voller Arbeit und schwerer Schicksalsschläge. Für die Rentnerin Martina J. (69) bringt das Rentenalter leider keinerlei Erleichterung. Im Gegenteil – der Kampf um die Existenz hat sich zugespitzt. Sie bezieht eine Rente von 443 Euro. Als finanzielle Hilfe im Alter bekommt sie aufstockende Grundsicherung in Höhe von 421 Euro. Doch damit leben Senioren in Armut.

Leidvolle Zeiten

Martina J. musste schon früh im Leben durch eine leidvolle Zeit gehen. Missbrauch und Gewalt erfuhr sie sowohl vonseiten ihres Stiefvaters als auch fortgesetzt in ihrer Ehe. Nach der Trennung von ihrem Ehemann musste sie als alleinerziehende Mutter ihre Existenz und die ihres Sohns sichern. Sie arbeitete als Verkäuferin in einem Kaufhaus und kam gerade so über die Runden. Die Beziehung zu ihrem Sohn stand unter den schweren familiären Umständen unter starker Spannung, mittlerweile verstehen sie sich aber gut. Und auch zu ihrem Enkelkind hat sie regelmäßigen Kontakt, dennoch fühlt sie sich sehr einsam.

Auf Wohnungssuche

Die Seniorin lebt seit 25 Jahren in ihrer Wohnung, muss nun aber notgedrungen ausziehen, weil sie die letzte Mieterhöhung von 86 Euro nicht stemmen kann. Die 69-Jährige hängt sehr an ihrer Wohnung, hat jetzt aber keine Wahl mehr. Leider gestaltet sich die Suche nach einer neuen günstigeren Wohnung sehr zäh und schwierig. Zumal ihre Gesundheit sehr angeschlagen ist. Vor einigen Jahren versagten unterwegs ihre Muskeln, sie sackte auf der Straße zusammen. Seitdem leidet sie unter einem chronischen Erschöpfungssyndrom, ist schnell überfordert, weint viel und verlässt oft die Wohnung nicht mehr, weil es ihr an Kraft und Energie mangelt.

Finanzielle Reserven gleich null

Die Wohnungseinrichtung von Martina J. ist gezeichnet von Verlust, Verfall und Spärlichkeit. Kaputte Möbelstücke kann die Rentnerin nicht ersetzen. Auch ihr Handy ist mittlerweile defekt, an eine Neuanschaffung nicht zu denken. Der Sohn von Martina J. konnte seiner Mutter überbrückungsweise ein neues Handy besorgen und zwei Schränke zur Verfügung stellen. Da er aber selbst für seine junge Familie sehr eng wirtschaften muss, kann er die Ausgaben nur kurzfristig auslegen. Martina J. zahlt sie in Raten wieder an ihn zurück. Allerdings ist es ihr äußerst unangenehm, Hilfe von ihrem Sohn annehmen zu müssen.

Ausweglose Lage

Die Mieterhöhung hat nun die Rentnerin in Not und eine ausweglose Lage gebracht, weil beides einfach zu viel ist: Teilzahlungen plus Mieterhöhung. Daher kann sie ihrem Sohn die Raten nicht mehr zurückzahlen. Sie ist verzweifelt.

Nicht mehr allein

Über das Diakonische Werk kam die Rentnerin zu Ein Herz für Rentner e.V. Zwar übernehmen wir keine Schuldrückzahlungen, aber wir konnten der Seniorin mit finanzieller Unterstützung bei der Anschaffung neuer Möbel helfen.

16.02.2022