Endlich Rente, endlich das Arbeitsleben abschließen und machen können, was man will. Für viele Rentner bleibt dies nur eine sehnsuchtsvolle Vision, denn eine Minirente vereitelt diesen Traum. So ergeht es auch Stefanie T. (69). Mit ihrer Rente von 862,49 Euro liegt sie knapp über der Bemessungsgrundlage für Grundsicherung. Davon muss sie all ihre Kosten bestreiten. Die Rentnerin verdiente sich ihren Lebensunterhalt als kaufmännische Angestellte.

Einst lebenslustig unterwegs

Stefanie T. ist ein sehr unternehmungslustiger Mensch, wenn es nach ihrem Naturell ginge. Leider kann sie diese Seite kaum noch ausleben, weil jetzt im Alter die finanziellen Mittel an allen Ecken und Enden fehlen. Weil Unternehmungen das Budget übersteigen, fragen Freunde und Bekannte auch immer weniger nach. „Außer zu Arztterminen komme ich eigentlich nicht viel raus. Ich habe zwar Bekannte, aber ich muss immer absagen, da ich mir Ausflüge oder Restaurantbesuche nicht leisten kann“, sagt die Rentnerin. Das ist ein Teufelskreislauf, der bedürftige Senioren immer weiter an den Rand der Gesellschaft drängt. Kein Geld für Extras wie einen Cafébesuch führt zu immer weniger Kontakten, dafür in zunehmende Einsamkeit, Isolation und Antriebslosigkeit, weil nichts mehr geht, außer gegen Windmühlen zu kämpfen, um geradeso über die Runden zu kommen. Das hat mit Würde im Alter nichts mehr zu tun.

Großer Leidensdruck

Leider blieb die Seniorin von Krankheit nicht verschont. Aufgrund einer entzündlichen Darmerkrankung musste sie mehrere OPs über sich ergehen lassen. Der Leidensdruck war so groß, dass Stefanie T. jeglichen Lebenswillen verloren hatte. Die Erkrankung kommt in Schüben und ließ die Seniorin zeitweise auf 40 kg abmagern. Jetzt verträgt sie nur noch bestimmte Lebensmittel, die leider auch ins Geld gehen. Und schon wieder ein Teufelskreislauf: Zum Alter gesellt sich bedauerlicherweise oft auch Krankheit, was wiederum eine finanzielle Mehrbelastung nach sich zieht, da die Krankenkassen nicht für alle Notwendigkeiten aufkommen, seien es Medikamente oder eben spezielle Nahrungsmittel.

Wenn die Rente schon kaum die monatlichen Grundkosten deckt, führen Extrakosten zwangsläufig in die Ausweglosigkeit. Stefanie T. bleiben monatlich nach Abzug aller Unkosten 250 Euro zum Leben. Traurige Rechnung: Alt + krank + arm = einsam + verzweifelt + ausweglos. Gott sei Dank ist Stefanie T. trotz aller Schwere nicht verbittert, sondern immer noch ein froher Mensch. Zumindest scheint es so. Ihr Besuch ist uns immer herzlich willkommen. Doch leider ergeht es sehr vielen bedürftigen Senioren innerlich anders.

Ein Herz für Rentner konnte helfen

Wir haben Stefanie T. mit einer Zuwendung für ein Jahres-Abo des öffentlichen Nahverkehrs, Lebensmittel und Kleidung unterstützen können. Außerdem haben wir ein Hautscreening zur Hautkrebsvorsorge und die Zuzahlungsbefreiung bei der Krankenkasse übernommen. Der Verein EIN HERZ FÜR RENTNER unterstützt nicht nur einmalig, sondern immer wieder. „Wir sind für unsere Senioren da“, betont Sandra Bisping, Gründerin und 1. Vorstand, „wir sehen die Not, wir erleben die Not und wir tun alles dafür, die Not zu lindern. Wir werden alle einmal alt, daher sollten wir alle füreinander da sein. Darüber wird jeder einmal froh sein.“

Damit bedürftige Senioren nicht in der Zurückgezogenheit verschwinden, findet vierzehntägig eine Kaffeeklatschrunde statt. Gerade unternehmungslustige und gesellige Rentner können so schnell neue Kontakte knüpfen. Aber auch Senioren, die nur ab und an den Austausch mit anderen suchen, haben hier jederzeit eine Anlaufstelle und die Möglichkeit, ihrer Einsamkeit zu entkommen. Die Organisation von Veranstaltungen ist ein ganz wichtiger Pfeiler der Vereins EIN HERZ FÜR RENTNER.

24.11.2021