Nicht immer bringt einem das Leben die fertige Limonade auf einem Silbertablett entgegen. Oft muss man aus den sauren Zitronen den Saft mühsam selbst herauspressen und am Ende fehlt doch der Zucker, um die Limo genießen zu können. So erging es Theres N. (80), die ihr Leben lang hart gearbeitet hat, im Alter aber mit einer Rente von 847 Euro zurechtkommen muss. Hinzu kommt eine kleine Aufstockung durch Grundsicherung im Alter in Höhe von 163 Euro.

Odyssee durch Heime

Schon als Kind musste sich Theres N. durchbeißen durch emotionale Kälte. Ihre Mutter erkrankte schwer und konnte sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern. Ihr Vater genauso wenig, denn er musste arbeiten, um seine insgesamt neun Kinder zu ernähren. Zeit für Fürsorge blieb da nicht. Die heute 80-Jährige wanderte fortan von Heim zu Heim. Bald heiratete der Vater erneut, eine Frau mit drei eigenen Kindern. Theres N. durfte zwar wieder „nach Hause“ kommen, spürte aber die Ablehnung der Stiefmutter deutlich. „Ich war ihr lästig und völlig ausgeliefert“, sagt sie rückblickend.

Liebevoll als Mama

Die Erfahrungen ihrer schweren Kindheit machten die Seniorin dennoch nicht hart. Sie wollte auf keinen Fall, dass ihre drei Kinder einen Mangel an Akzeptanz, Liebe und dem Gefühl des Angenommenseins erlitten. Theres N. war immer für sie da, auch wenn ihr das als Alleinerziehende viele Opfer abverlangte. Nachts halb zwei aufzustehen, um die Frühschicht bei der Post anzutreten, war eine kräftezehrende Herausforderung. Aber um Geld zu verdienen, blieb ihr nur das Zeitfenster, wenn die Kinder schliefen oder in der Schule waren. Von 3 Uhr nachts bis 8 Uhr morgens arbeitete sie bei der Post, um pünktlich für die Kinder wieder daheim zu sein.

Sie selbst sieht immer das Positive auch in schweren Situationen und ist dankbar dafür: „Ich hatte Glück. Meine Kinder waren gesund und hatten keine Schulprobleme.“ Und sie danken es ihrer Mutter mit Zugewandtheit, Fürsorge und Immer-für-sie-da-Sein, wenn sie Hilfe oder Zuwendung benötigt: „Wenn ich mich allein fühle, sind sie für mich da. Sie wissen, dass ich durch schlimme Zeiten gegangen bin.“

Beruf versus Berufung

Viele Jahre arbeitete Theres N. im OEZ als Verkäuferin, wechselte dann ins Sporthaus am Stachus. „Der Verkauf war nicht mein Ding, weil ich ein schüchterner Mensch bin“, resümiert die Rentnerin. Hätte sie sich selbst ihren Beruf aussuchen dürfen, wäre sie Schneiderin geworden, aber ihr Vater war dagegen. So wurde Nähen zum lebenslangen Hobby. Autodidaktisch eignete sie sich die Kunst des Schneiderns an, nähte Dirndl für die Enkelinnen, Taschentuch-Tascherl nach eigenem Entwurf und vieles mehr, womit sie auch die Weihnachtspackerl unserer Senioren bereichert oder uns im Verein beschenkt. Zudem leitet sie mit viel Freude und Hingabe ehrenamtlich einen Nähkurs bei der Nachbarschaftshilfe ihres Viertels.

Hier erfuhr sie auch vom Verein Ein Herz für Rentner e.V. und ist äußerst dankbar für die Zuwendungen, die sie bisher erhalten hat, wie zum Beispiel ein Schlafsofa. Von ihrer kleinen Rente konnte sie sich das nicht leisten, egal wie dringend sie es benötigte.

Auch über Einladungen des Vereins zu Veranstaltungen freute sie sich sehr. „Wir waren schon auf der Wiesn und im GOP Varieté-Theater. Das bringt Abwechslung.“ Hoffen wir, dass Corona bald überstanden ist, damit wir unser buntes Veranstaltungsprogramm wieder aufnehmen können.