Eine Tragödie nahm jahrelang ihren schmerzlichen Lauf. Jetzt wird endlich eingeschritten, weil eine Rentnerin (89) und ihre Tochter (66) in lebensunwürdigen Umständen hausen, die einfach nicht mehr hinnehmbar sind. Ein Herz für Rentner e.V. hilft jetzt, das unmenschliche Dasein der beiden alten Frauen endlich zu beenden. Aus eigener Kraft und eigenen Mitteln ist es ihnen unmöglich, an der Situation selbst etwas zu ändern. Die Mutter lebt von circa 1.000 Euro Rente inklusive Witwenrente im Monat, die Tochter bezieht eine EU-Rente in Höhe von rund 700 Euro.

Berührungsängste durch Misstrauen

Mutter und Tochter werden seit 1,5 Jahren von einer Seniorenvertretung betreut. Die Betreuungsgespräche fanden zunächst durch die verschlossene Wohnungstür statt, so groß waren die Berührungsängste der beiden Frauen fremden Menschen gegenüber. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie so viel Vertrauen fassten, die Tür zu öffnen und die engagierten Betreuer in ihre Wohnung zu lassen.

Claudia M., die Mutter, leidet an Polyneuropathie und kann nur sehr beschwerlich gehen. Ihre Tochter, Sophia M., kümmert sich hingebungsvoll um ihre Mama, verlässt aber kaum die gemeinsame Wohnung, da sie Angst vor Handystrahlung hat. Die Wohnung darf auch nur mit ausgeschaltetem Smartphone betreten werden. Die beiden sind ein Herz und eine Seele, stets füreinander da und können sich ein Leben ohne den anderen nicht vorstellen.

Wenn das behütete Nest zum Wohnalbtraum wird

Bilder, die den Zustand der Wohnung beschreiben, erschüttern zutiefst: Vor allem in der Küche schimmeln die Wände, Fliesen sind von den Wänden geplatzt, anstelle der Fensterbretter nur kaputter Putz, fleckige Wände, Dreck, uralte Waschbecken, abgebröckelter Putz und zu aller Bestürzung laufen noch Ratten herum. Hier kann sich kein Mensch wohlfühlen. Und erst recht nicht, wenn man sowieso kaum die Wohnung verlässt. Wenn das Zuhause das behütete Nest sein soll, in dem sich zwei ältere Frauen bis zuletzt geborgen und geschützt fühlen sollten, wo sie seit 66 Jahren nunmehr leben.

Den Vermieter interessiert das jedoch nicht. Er kaufte vor vier Jahren das Haus. Begann vor drei Jahren mit notdürftigen Renovierungsarbeiten ‒ ließ diese aber unvollendet. Fensterbretter fehlen bis heute. Er möchte die Rentnerinnen raushaben, die Wohnung dann renovieren und teurer weitervermieten. Statt sich dafür einzusetzen, dass die Wohnung in Schuss gebracht wird, forderte er mehrfach Mieterhöhungen. Mithilfe des Mietervereins wurden diese jedoch für ungültig erklärt.

Gemeinsam mehr bewegen

Damit Claudia M. und Sophia M. bleiben dürfen, muss die Wohnung renoviert werden. Andernfalls kommt die Mutter in ein Seniorenheim und die Tochter in eine Einrichtung für psychisch Kranke. Die beiden haben ihr Leben aber so aufeinander ausgerichtet, dass es undenkbar ist, sie voneinander zu trennen. Das würden sie nicht verkraften…

Ein Anwalt sorgt jetzt dafür, dass der Vermieter die Wohnung renovieren M U S S, ob er will oder nicht. Das Wohl der beiden alten Damen steht einfach im Vordergrund. Und zwar nicht aus Willkür, sondern aus Menschlichkeit und Mitgefühl heraus. Im Vorfeld streckte ein anderer Verein schon die Kosten für Rattenbeseitigung vor, der Vermieter lehnte jede Beteiligung ab. Leider konnte das Rattenproblem bisher nicht gänzlich behoben werden.

Vor allem die Küche befindet sich in einem erbärmlichen Zustand. Diese muss erneuert, die alte entsorgt werden, die Wände brauchen einen Antischimmelanstrich und müssen neu tapeziert werden, die Liste ist lang – und teuer. Denn es kommen noch Unterbringungskosten hinzu. Während der vier Wochen, die die Arbeiten etwa dauern werden, werden Mutter und Tochter voraussichtlich in einer Ferienwohnung leben. Die Ausgaben hierfür und für eine neue Küche übernimmt unter anderem der Verein Ein Herz für Rentner e.V. Alles in allem werden sich die Aufwendungen für Renovierung und Unterbringung auf circa 10.000 Euro belaufen.

Für mehr Würde und Wertschätzung im Alter

Wir von Ein Herz für Rentner e.V. sind bestürzt und froh zugleich. Bestürzt, dass die beiden Rentnerinnen Jahre lang in solch desolaten Verhältnissen ausharren mussten. Und froh, dass nun endlich etwas passiert. Die beiden alten Frauen haben einen Lebensabend in Würde verdient, das gebietet der natürliche Respekt und die Achtung Menschen gegenüber, die ihren Beitrag für die Gesellschaft unter schweren Bedingungen geleistet und die dunkelsten Zeiten Deutschlands miterlebt haben. Die Mutter ist Jahrgang 1931… Wir wünschen Mutter und Tochter alles erdenklich Gute!