Gemeinsam lässt sich mehr erreichen, ist nicht nur ein oft verwendeter Slogan, sondern Strategie mit Tragweite. Wie fruchtbar Kooperationen sein können, sei es im Kleinen oder im Großen, lässt immer wieder staunen, was so alles an schönen Projekten entstehen kann, um bedürftigen oder benachteiligten Menschen tatkräftig zu helfen.

Obst und Gemüse bis zur Tür

Viele Senioren haben bis zum Monatsende nicht genug Geld in der Tasche, um sich ausreichend Essen kaufen zu können. Letzter Ausweg ist da oft die Tafel. Doch die Scham, darauf angewiesen zu sein, ist unheimlich groß. So mancher Senior verzichtet sogar lieber ein paar Tage auf Essen, bevor er sich dort anstellt. Die Kooperation zwischen der Firma Gessler und dem Verein ein Herz für Rentner e.V. setzt hier an: Zweimal im Monat bekommen unsere Rentner eine Box, befüllt mit frischem Obst und Gemüse, direkt nach Hause geliefert. Gessler hat ihren Sitz in München, beschäftigt über 80 Mitarbeiter und beliefert seit 30 Jahren Gastronomen, Firmen und Kantinen. Das Obst und Gemüse stammt von Bauern aus dem Umland und wird frisch an die Kunden verschickt – und jetzt auch bundesweit an unsere Rentner. Statt zur Tafel zu gehen, erhalten sie ihr Essenspaket direkt vom Postboten. Sie können also zu Hause bleiben und müssen sich weniger oft der Gefahr einer Virusansteckung aussetzen, sei es auf dem Weg zur Tafel oder zum Supermarkt. Hinzu kommt, dass wir so unseren Rentnern das Gefühl der Wertschätzung entgegenbringen können. Viele bedürftige Senioren fühlen sich ausgegrenzt und im Stich gelassen. Mit unserer Hilfe wollen wir ihnen zeigen, dass wir an sie denken, uns um sie sorgen und für sie da sind. Und das nicht nur einmalig, sondern beständig.

Ein offenes Ohr gegen Einsamkeit

Eine weitere wertvolle Kooperation besteht mit Silbernetz e.V. mit Sitz in Berlin. Das Anliegen des deutschlandweit agierenden Vereins ist es, mit Menschen ab 60, die in Isolation und Einsamkeit allein zu Hause ihr Leben in Traurigkeit fristen, zu sprechen. Ihnen zuzuhören. Sie aufzubauen, zu ermutigen und somit aus ihrer Verbitterung zu holen. Auch wir vom Verein Ein Herz für Rentner hören immer wieder vom Leid des Alleinseins, der Vereinsamung und des in Vergessenheitgeratens. So fühlt es sich an, für Rentnerinnen und Rentner, die täglich darauf warten, dass sich ihnen mal jemand zuwendet – und sei es nur der Postbote, der ein nettes Wort erübrigt. Doch irgendwann vergeht auch das Warten …  und der Wunsch, dass alles bald vorbei sei, gewinnt die Oberhand. Um dies zu verhindern, informieren wir unsere Rentner über das Angebot von Silbernetz, dass sich dort Menschen anonym, vertraulich und kostenfrei mit ihnen über Probleme und Sorgen, aber natürlich auch über schöne Dinge unterhalten. Im Gegenzug informiert Silbernetz bedürftige Rentner über die Hilfeleistungen von Ein Herz für Rentner. Das macht Kooperationen so wertvoll: Kaum ein Verein kann alles allein leisten. Sich gegenseitig zu ergänzen, setzt Kräfte frei, derer notleidende Menschen so dringend bedürfen.

Lebensmittelsäcke statt Hunger

Der Kölner Wir helfen durch Geben – Der Sack e.V. kümmert sich um hungernde Menschen in Köln. Auch wenn es viele nicht glauben wollen, dass nicht nur in Afrika, sondern auch in Deutschland gehungert wird, so hat der Verein das Elend direkt vor der Haustür erkannt. Monatlich werden Lebensmittel in Säcken an 850 Adressen und 16 Kindergärten anonym geliefert. Die Adressen bekommen sie von der Caritas, von Pastoren und engagierten Mitmenschen. Durch die Zusammenarbeit von Sack e.V. und Ein Herz für Rentner e.V. kann vielen bedürftigen Rentnern in Köln geholfen werden. Wir vermitteln einsame Rentner an sie, und Sack e.V. verweist mittellose Rentner an uns. Zudem hilft Sack e.V. uns auch dabei, beispielsweise Weihnachtspäckchen an unsere Kölner Senioren auszuliefern. So entsteht eine wunderbare Schleife ineinandergreifenden Helfens.

Veranstaltungen gegen Einsamkeit im Alter

Der 1902 gegründete Heimatverein Alt-Köln e.V. setzt sich für Pflege und Erhalt der Sprache und Eigenart Kölns ein und trägt zur Vermittlung kölnischer Geschichte bei. So finden regelmäßig Veranstaltungen statt wie diverse Führungen zu Kölner Geschichte, Lichtbildvorträge über das alte Köln, Tagesfahrten beispielsweise nach Essen-Werden oder Wiesbaden und vieles mehr. Da viele bedürftige Rentner sich aber die Teilnahme an Veranstaltungen nicht leisten können und dies ein gewichtiger Grund für Vereinsamung im Alter ist, haben Ein Herz für Rentner e.V. und der Heimatverein Alt-Köln e.V. sich zusammengetan. Ein Herz für Rentner übernimmt den Jahresbeitrag von 30 Euro pro Rentner*in und diese*r darf dann an sämtlichen Veranstaltungen, die der Heimatverein anbietet, teilnehmen. So wissen wir unsere Kölner Rentner gut unterhalten und unter Leuten, was gerade bei alleinlebenden Rentner-Singles von unschätzbarem Wert ist. (Corona macht natürlich gerade einen Strich durch die Rechnung.)

Wegbegleitung im Alter

Nicht nur die Kollaboration mit anderen Vereinen, sondern auch mit Sozialämtern, Alten- und Servicezentren und Seniorenberatungsstellen bedeutet für bedürftige Rentner einen fruchtbaren und hilfreichen Austausch. Immer wieder melden sich Mitarbeiter*innen bei uns und fragen, ob wir in diesem oder jenem Fall unterstützen können. Informationsaustausch ist das A und O, um ein allumfassendes und stabiles Netzwerk an Hilfsangeboten aufzubauen, das jedem bedürftigen Menschen gerecht wird. Die Rentner sind dankbar für jede Information, die sie erhalten, wo sie sich noch hinwenden können, statt einfach nur Absagen von Ämtern zu erhalten in Form von: „Tut uns leid, wir können Ihnen nicht helfen, Sie fallen durchs Raster“ oder „Sie sind knapp drüber …“, wie es nicht selten vorkommt.

„Kooperationen stellen eine unglaublich wichtige Triebfeder nachhaltigen Helfens dar“, so Sandra Bisping, 1. Vorstand des Vereins Ein Herz für Rentner. „Gemeinsam lässt sich noch mehr erreichen, das erleben wir immer wieder, mit jeder neu gewonnenen Kooperation. Es gibt so viele Vereine und Einrichtungen, die so wertvolle Arbeit zugunsten bedürftiger und benachteiligter Menschen leisten. Wenn wir unsere Kräfte bündeln und Synergien nutzen, erreichen wir mehr Menschen, die sonst ungesehen durchs Netz fallen. Das darf nicht sein.“