Anton M. (67) blickt auf ein arbeitsreiches Leben zurück. Beim Blick in den Geldbeutel spiegelt sich dieser Einsatz aber leider nicht wider. Die 40 Jahre, die er täglich zur Arbeit ging, haben keine Spuren hinterlassen, auf denen sich im Alter behaglich wandeln lässt. Gerade mal 989 Euro Rente und 348 Euro Grundsicherung müssen genügen, bei einem Mietspiegel, der Schnappatmung auslöst.

Bewegte Vergangenheit

Geboren in Kroatien in einer sudetendeutschen Familie führte der Weg für den kleinen Jungen Anton M. aus dem „Banat“ (deutsches Siedlungsgebiet) in Slawonien nach Deutschland. Mit Ausbruch des Kommunismus in Kroatien entschlossen sich seine Eltern auszuwandern. Mit Zwischenstation in einem Empfangslager in Rothenheim ging es nach München, wo er seit mittlerweile 60 Jahren lebt. Zu dieser Zeit hatte die Familie M. viele Verwandte in Deutschland, die hilfreich zur Seite standen. Damals absolvierte der aufgeschlossene Rentner eine Ausbildung in einer Hotelfachschule und entschied sich für eine berufliche Laufbahn in der Gastronomie, mal als Kellner, mal als Koch, oft als „Katharina für alles“, erinnert er sich. So arbeitete er u. a. im Bayerischen Hof oder im Café Extrablatt. „Ich habe 40 Jahre gearbeitet. Es gab Trinkgeld, das ging gut. Ich habe von der Hand in den Mund gelebt“, erzählt Anton M. rückblickend.

Kettenreaktion Rente

„Mit Eintritt in die Rente bin ich in ein Loch gefallen. Ich dachte, die Welt geht zugrunde, und wusste nicht, was morgen kommt. Ich war alt, wurde krank und musste erst mal lernen zu sparen, obwohl ich nie in Saus und Braus gelebt habe. Allein kommt man da nicht mehr raus“, beschreibt der Rentner diese Erfahrung, die leider nicht enden will. „Die Miete bringt mich um“, so seine Bilanz zur aktuellen Wohnungspolitik. Hinzu kommen die Zuzahlungen zu zwölf Medikamenten, die er stemmen muss: circa 1.000 Euro im Jahr. Dank einer netten Dame bei Caritas weiß er jetzt, dass er sich von der Zuzahlung befreien lassen kann. Dennoch: „Am 20. eines Monats stehe ich oft ohne einen Cent in der Tasche da, obwohl ich in den 40 Jahren, die ich gearbeitet habe, allen Verpflichtungen nachgekommen bin.“ Anton M. jammert aber nicht, wie er selbst sagt. Er bringt sogar Verständnis für die Politik auf, die es nicht allen 80 Mio. Menschen recht machen kann.

„Man muss es so nehmen, wie es ist“

Eine Mischung aus Optimismus und Realismus erleichtert es Anton M., mit so manchen schwierigen Situationen zurechtzukommen. „Meine Idealvorstellung vom Leben als Rentner sieht sicher anders aus. Es gibt bittere Momente, aber es gibt auch lustige Momente und ich habe immer nette Menschen gefunden, die mir helfen, z. B. Formulare auszufüllen.“ Der Kontakt zur verbliebenen Verwandtschaft in Deutschland hat sich verflüchtigt, seine Lebensgefährtin, mit der er 32 Jahre gemeinsam verbracht hat, starb vor zehn Jahren an Krebs. Kinder hat er keine. Aber er hat eine Ansprechpartnerin bei der Caritas gefunden, der er sich anvertraut, und er hat nette Menschen beim Verein „Ein Herz für Rentner“ kennengelernt. „Alles im Leben hat einen Sinn. Seien wir froh, dass wir leben. Ich picke mir immer das Positive raus. Wenn du negativ denkst, fällst du in ein Vakuum. Da kann dich kein Klempner rausholen.“ Auch wenn sich Anton M. in manchen Situationen dennoch ausgeliefert fühlt, weil er selbst nichts ändern kann, weiß er um die hilfsbereiten Menschen, die für ihn da sind. Zudem geht er sehr gerne spazieren, jeden Tag 1,5 Stunden etwa an der Isar entlang, um körperlich nicht weiter zurückzufallen. Er kommt sehr gut mit sich selbst klar, liest viel, kocht gerne und lässt seine Fantasie mitspielen: „Ich kann mir zwar kein Rinderfilet leisten, aber ich stelle mir einfach vor, das Schweinefilet auf meinem Teller wäre eins. Ohne Fantasie kann man nicht leben. Eine Brise Wahrheit muss aber schon dabei sein“, schmunzelt der sympathische Rentner.

Wir vom Verein „Ein Herz für Rentner“ wünschen Anton M., dass ihn seine mentale Kraft niemals verlässt, und sind jederzeit gerne unterstützend zur Stelle, wenn es damit allein nicht mehr getan ist. Wenn in der Ausweglosigkeit ganz schnell ein finanzieller Rettungsschirm aufgespannt werden muss.