Manfred W. (82) hat viel erlebt in seinem Leben, leider auch Armut im Alter. Mit einer Rente von 417 Euro im Monat und einem Grundsicherungszuschlag von 377 Euro ist sie stets ein Thema bei der Bewältigung aller monatlicher Kosten: „Immer an der Grenze der Existenz zu leben, ist sehr schwierig. Aber ich muss damit zurechtkommen“, erklärt der Rentner bedrückt.

Neustart mit 60

Engagiert, mutig und humanitär: Schlagworte, die Manfred W. beschreiben. Mutig, weil er mit 60 Jahren mit seiner ecuadorianischen Frau, die er in Deutschland kennenlernte, nach Ecuador auswanderte und dort eine Speiseeisfabrik gründete. Bis 2000 lief diese gut, bis das Land eine politische und wirtschaftliche Krise erlebte, die ihn zwang, sein Unternehmen aufzugeben. Dabei verlor er eine große Menge an investiertem Kapital. Hinzu kam, dass Manfred W. sehr schwer an Blut- und Prostatakrebs erkrankte, weshalb er mit 80 Jahren wegen der besseren Behandlungsmöglichkeiten und somit einer Überlebenschance nach Deutschland zurückkehrte. Beruflich veränderte sich der Rentner mehrmals: So war er nach seiner Ausbildung als Techniker in den USA tätig, anschließend in der gleichen Firma in Deutschland. 1972 machte er sich als Vertragsverleger selbstständig: organisierte für die Deutsche Polizeigewerkschaft Polizeifeste, Tage der offenen Tür und brachte Fachbroschüren heraus.

Sparte für die Ausbildung seiner Kinder

25 Jahre arbeitete er in Deutschland, zahlte seine Pflichtbeiträge in die Rentenkasse ein und investierte so gut wie alles Ersparte in die Ausbildung seiner fünf Kinder. Seine jüngste 17-jährige Tochter und sein Sohn (24) wohnen zu seiner Freude in München, die drei älteren Töchter hingegen leben in Ecuador. Manfred W. ist die gute Ausbildung seiner Kinder enorm wichtig. Engagiert setzte er sich für deren Förderung ein. So stemmte er die nicht gerade unerheblichen Universitätskosten in Ecuador. Seine älteste Tochter ist dort Chefin einer Seniorenresidenz. „Wir haben unsere Kinder humanitär erzogen“, erzählt der stolze Vater, dessen Kinder mehrere Sprachen sprechen. „Um ein gutes Leben führen zu können, sollte man so viel lernen wie möglich.“

Leben am Existenzminimum

Er wandte sich an den Verein „Ein Herz für Rentner“ mit der Bitte um Unterstützung, da die kleine Rente nur die nötigsten alltäglichen Grundbedürfnisse abdeckt. Seine Frau pflegt ihn hingebungsvoll, weshalb es ihr nicht möglich ist, einer Arbeit nachzugehen. Ohne Schmerzmittel kommt Manfred W. nicht mehr aus und ist zu 80 % schwerbehindert. Für Pflegegrad 3 bekommt er noch 546 Euro Pflegegeld. Leider hat er seine Töchter aus Ecuador seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Die älteste kann aufgrund ihrer leitenden Position nicht weg, die beiden jüngeren Töchter würden gern herkommen, können es sich finanziell aber nicht leisten. „Ich wünsche mir eine Familienzusammenführung“, so der Rentner. Dabei kann „Ein Herz für Rentner“ leider nicht helfen, aber mit einer Schlafcouch gerne. „Ich brauche eine neue, denn meine jetzige ist zehn Jahre alt. Die habe ich schon gebraucht vom Roten Kreuz bekommen“, erzählt der Rentner, der sich schon auf Weihnachten freut: „Denn trotz der 12.000 km Entfernung übers Internet mitzubekommen, wie sich meine Enkel über die Bescherung freuen, ist einfach schön. Gerne würde ich auch was schenken, was mir aber bedauerlicherweise nicht möglich ist.“ Trotz seiner schwierigen wirtschaftlichen Lage ist der Rentner dankbar und froh, in Deutschland zu leben: „Es ist wichtig, über den Tellerrand hinauszublicken. Ich habe die Situation in Südamerika kennengelernt und gesehen, wie ein Land nicht regiert werden sollte“, gibt Manfred W. zu bedenken.