Wie groß muss die Not sein, dass bedürftige Menschen um Hilfe bitten? Das ist natürlich unterschiedlich – je nach Charakteranlage. Doch uns im Verein „Ein Herz für Rentner“ begegnen so viele Rentnerinnen und Rentner, die hadern und zögern, bevor sie sich an uns wenden, die mit ihrer Scham kämpfen, sich in ihrer Hilfsbedürftigkeit zu offenbaren, aber trotz der inneren Zerrissenheit dennoch keinen anderen Ausweg sehen, als früher oder später widerstrebend und hoffnungsvoll zu gleich um Hilfe zu bitten. Weil es anders nicht mehr geht, weil die finanziellen Sorgen sie auffressen, weil der Kühlschrank leer ist, weil die Medikamente selbst bezahlt werden müssen, weil sie keine Winterstiefel haben…, weil …, weil …Und diese Weils ließen sich lange fortführen, worüber man sich in einer gesunden Gesellschaft keine Gedanken zu machen brauchen sollte. Irgendwie wird man vom sozialen Netz zwar aufgefangen, aber zu welchem Preis? Wo man hinblickt Enge, Begrenzung, nichts im Gelbbeutel, nichts auf dem Konto, nichts als Ausweglosigkeit, Ausgegrenztheit, Einsamkeit und psychischer Ausnahmezustand.

Unser Appell

An dieser Stelle wollen wir allen bedürftigen Rentnerinnen und Rentnern aus tiefster Überzeugung versichern, dass diese Scham unbegründet ist. Wir kennen die Hintergründe, die Schicksale, die Notlagen und lernen immer wieder neue kennen. Wir wollen helfen, wo wir können, und freuen uns über jede Hilfeleistung, die wir zuteilwerden lassen können. Denn nichts finden wir bedauerlicher, als wenn ein Rentner in Not sich aus Scham nicht bei uns meldet, obwohl wir vielleicht hätten helfen können, um ein klein wenig Erleichterung zu verschaffen. Und das auch öfter. Denn dafür ist „Ein Herz für Rentner“ da.

Natürlich, auch bei uns muss ein Antrag ausgefüllt, müssen Bescheide eingereicht werden. Um einen gewissen Aufwand an Bürokratie kommt man nicht herum. Zumal es unser Anliegen ist, die wirklich Bedürftigen zu erkennen und so vielen wie möglich gerecht zu werden – in erster Linie mittels finanzieller Unterstützung, aber auch als Treffpunkt für Rentner, die das gleiche Schicksal teilen, die sich beim vierzehntägigen Kaffeeklatsch kennenlernen und austauschen können. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.

Bitten beweist Stärke

Wer sich traut, um Hilfe zu bitten, beweist Mut und Stärke. So sehen wir das. Derjenige lässt sich nicht kleinmachen, weil seine Welt durch die Budget-Brille gesehen, klein ist. Klar, ohne Geld läuft materiell einfach nichts, aber menschlich betrachtet, hat jeder Antragsteller Respekt, Achtung und Anerkennung verdient. Wir wollen nicht, dass sich jemand minderwertig fühlt, weil er Hilfe braucht. Im Gegenteil: Krönchen richten (das kann auch aus Plastik sein), aufrichten und mit einem gesunden Selbstbewusstsein zu sich stehen, ohne Scham und Peinlichkeit. Uns ist klar, das ist leicht gesagt, aber wer ein Leben lang gearbeitet hat, kann so viel nicht falsch gemacht haben. Derjenige kann nichts dafür, dass die Bezahlung für beispielsweise Verkäufer, Floristen, Handwerker etc. so schlecht war. Es kann ja nicht jeder Manager werden.

Oder dass die Krankenkassen so viele notwendige Medikamente und Behandlungen nicht übernimmt, sodass die Rente dreimal nicht reicht und Ersparnisse dahinschmelzen. Natürlich hat so manch einer sein Schicksal selbst zu verantworten. Aber hinter ganz vielen Einzelschicksalen steht ein politisch-gesellschaftlicher Apparat, der Not und Elend mitproduziert. Zwar wird immer wieder versucht, hier zu justieren und da umzustrukturieren, aber gegen unter anderem Altersarmut wurden die richtigen und nachhaltigen Hebel noch nicht gefunden oder betätigt. Und solange das so ist, sollte sich keiner, der in dieses Mahlwerk geraten ist, das leider viel zu viele Geldbeutel und Konten bis aufs Letzte ausquetscht, in seiner Größe und Würde als Mensch mit Geist und Seele runterbuttern lassen.

Wir vom Verein „Ein Herz für Rentner“ sind jedenfalls für alle da, die uns um Hilfe bitten und damit Mut und Stärke beweisen.