So viele verschiedene Lebensschicksale und so viele führen in die gleiche Sackgasse: die Altersarmut. Auch Stefanie K. (85) ist dort „gestrandet“, wo es an finanziellen Mitteln mangelt, um einen gemütlichen Ruhestand zu genießen. Obwohl sie gearbeitet hat – bis zur Rente und darüber hinaus. Sie bekommt eine Rente von 1.000 Euro, dazu Grundsicherung in einer Höhe von 122 Euro im Monat. In einer Gesellschaft immer weiter steigender Preise und Lebenshaltungskosten bleibt nach deren Abzug nur noch wenig übrig. Und das Wenige reicht gerade so für Lebensmittel und Hygieneartikel – unter Einschränkungen.

Mit 65 Jahren nicht mehr arbeiten?

Nein, für die geschäftige Rentnerin undenkbar. „Als ich mit 65 Jahren in den Ruhestand ging, konnte ich mir nicht vorstellen, gar nichts mehr zu arbeiten.“ So suchte sie sich eine Arbeit, wo sie Kunst, Kultur und etwas Geldverdienen miteinander verbinden konnte: nämlich beim Einlass diverser kultureller Einrichtungen wie in Museen, an der Oper, in der Philharmonie. „Das war so eine schöne Zeit! Ich habe die Museen kennengelernt und die Musik in der Oper gehört“, schwärmt die Liebhaberin der schönen Künste rückblickend. In ihrem Berufsleben arbeitete Stefanie K. als Verkäuferin und Kassiererin – Berufe von Bedeutung und Wichtigkeit, doch leider nicht genügend gewürdigt. Man stelle sich vor, keiner würde deren Job machen. Gerade in Zeiten von Corona-Krise und Hamsterkäufen wurde das deutlich. Jeder Konsument lauerte nur drauf, wann die Regale endlich wieder aufgefüllt sind – Stichwort Klopapier und Nudeln ;-). Aber eine vernünftige Rente lässt sich mit der Entlohnung bedauerlicherweise nicht aufbauen.

„Ich bin genügsam“

Stefanie K. bedauert sich nicht. Sie hat die entbehrungsreiche und bedrohliche Zeit des Zweiten Weltkrieges als Kind durchlebt und wurde schon in jungen Jahren mit Mangel und finanzieller Not aufs Härteste konfrontiert. Hat aber auch miterlebt, dass es irgendwie immer weitergeht, und Strategien entwickelt, das Beste daraus zu machen. „Ich bin im Krieg aufgewachsen. Da hat man gelernt, sich einzuschränken. Außerdem gehe ich immer dorthin, wo es Angebote gibt.“ Die Rentnerin weiß, wo sie einen Viertellaib Brot für einen Euro bekommt, der ihr für eine Woche reicht. Aus gesundheitlichen Gründen kann die 85-Jährige aber auch nur Kleinigkeiten nach Hause tragen. Vor zwei Jahren stürzte sie und brach sich den linken Arm. Leider wuchs dieser nicht so zusammen, wie er sollte, um uneingeschränkt zu funktionieren. Für sie als Linkshänderin ist das ein zusätzliches Handicap, das die Rentnerin so gut es geht zu kompensieren versucht. Die eigene Pflege wird dadurch besonders beschwerlich, hinzu kommt eine Wirbelsäulenverkrümmung und eine Herzerkrankung.

Gemeinsam sind wir stark

Aber Gott sei Dank steht Stefanie K. nicht allein da. Hilfsbereite Nachbarn unterstützen sie, helfen beim Einkauf und leisten damit einen wertvollen Beitrag, Verantwortung für unsere alten Menschen zu übernehmen. Sie haben in der Vergangenheit unsere Gegenwart aufgebaut und ahnten dabei nicht, in welch unsichere Zukunft viele von ihnen trotz unermüdlichen Arbeitseinsatzes schlitterten. Jetzt sind wir dran, den Alten eine sichere Gegenwart zu gewährleisten. Das äußert sich aktuell auch darin, in Anbetracht der Corona-Virus-Herausforderungen, Rücksicht zu nehmen auf unsere Senioren, Hygienestandards und offizielle Verhaltens- und Abstandsregeln einzuhalten, solange diese geboten sind.

Ein Herz für Rentner übernimmt Verantwortung

Sei es in finanzieller oder seelischer Hinsicht. Denn trotz aller Genügsamkeit sehnt sich Stefanie K. danach, nach langer Zeit mal wieder ein klassisches Konzert besuchen zu dürfen. Für den Verein ist klar, wie wichtig es ist, seelische Bedürfnisse ausleben zu dürfen, und ermöglicht der Rentnerin gerne dieses überfällige Erlebnis. Da allerdings letztes Jahr ihre Tochter verstorben ist, hat sie ihren Herzenswunsch aus verständlichen Gründen bisher nicht umgesetzt. Und jetzt sorgt das Corona-Virus dafür, dass unter anderem die Pforten der Konzertsäle bis auf Weiteres verschlossen bleiben…