Eines ist das Jahr 2020 mit Sicherheit nicht, und zwar gewöhnlich. Dieses Jahr stellt alles auf den Kopf, was bisher als „normal“ galt. Was bedeutet dieser Ausnahmezustand, den uns das Corona-Virus aufoktroyiert, für unsere Rentnerinnen und Rentner?

Der Lockdown

Noch Anfang des Jahres hätte sich keiner träumen lassen, was der 23. März 2020 für eine „Überraschung“ für uns bereithält. An diesem Stichtag wurde der Lockdown über Deutschland verhängt, um die Ausbreitung des Corona-Virus zumindest so weit einzudämmen, dass die Kapazität der Krankenhausbetten nicht überlastet wird. Unter dem Hashtag WirBleibenZuhause betont das Bundesministerium für Gesundheit mithilfe von Stars und Prominenz die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit des Opfers, das nun alle Menschen zu erbringen haben: nur noch im Notfall die Wohnung zu verlassen und soziale Kontakte zu meiden.

Schnelle und unbürokratische Spenden

Sandra Bisping, 1. Vorstand des Vereins „Ein Herz für Rentner“ reagierte prompt mit unkomplizierten Spendenaktionen für unsere Rentner und für Tafelgäste. Gerade mal 5 bis 10 € pro Tag haben viele Senioren von ihrer Rente zum Leben. Das bedeutet tägliche Kleinsteinkäufe, da für umfangreichere Besorgungen einfach kein Geld da ist. Die Corona-Maßnahmen verschärften die ohnehin schon kaum erträglichen Lebensbedingungen derart, dass die Angst, hungern zu müssen, vor allem alte und arme Menschen in die Verzweiflung trieb.

Grenzenlose Traurigkeit überschattete jede Hoffnung und zog das Warten auf ein Ende der Pandemie in unabsehbare Länge. 160.000 € überwies der Vorstand des Vereins bundesweit in nur drei Wochen für Lebensmittel und Hygieneartikel auf die Konten bedürftiger Seniorinnen und Senioren. Und das war dringend nötig. Jeder Tag, der ohne finanzielle Hilfe verging, schürte die Existenzängste unserer alten mittellosen Mitmenschen in erheblichem Maße. Mit der finanziellen Unterstützung hatten sie nun die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben, denn sie gehören zur Risikogruppe, die dringend geschützt werden muss.

Auch für Tafelgäste organisierte der Verein „Ein Herz für Rentner“ schnelle finanzielle Hilfe und entwarf innerhalb weniger Stunden einen Eilantrag. Viele örtliche Ausgabestellen mussten schließen. Unendliche viele Eilanträge erreichten den Verein, wurden innerhalb eines Tages bearbeitet, damit die Tafelbesucher zügig finanzielle Unterstützung bekamen. Denn der Shutdown machte auch vor Schließung der unverzichtbaren Tafeln keinen Halt, auf die so viele Bedürftige täglich angewiesen sind. Die Angst vor Hunger ist mit das existenzbedrohendste Gefühl, das ein Mensch durchleiden kann. „Dabei sollte genug Essen zu haben, das grundlegendste Recht eines jeden Menschen sein.
Wir tun, was wir können, um Rentnern, die ein Leben lang gearbeitet haben und unverschuldet in desolate und unwürdige Lebensverhältnisse abgerutscht sind, nachhaltig zu helfen“, betont Sandra Bisping voller Überzeugung.

Jeden Tag eine warme Mahlzeit

Einsatz und Engagement für unsere älteren Mitmenschen zeigte auch die Gaststätte Zum Riederstein in München und versorgte unsere Senioren über mehrere Wochen täglich (!) mit einer köstlichen warmen Mittagsmahlzeit, die direkt an die Haustür gebracht wurde. Den Rentnern hat’s sehr gut geschmeckt und für so manche reichte das Gericht gleich für zwei Essen: „So eine große Portion bin ich gar nicht gewohnt“, freute sich eine Seniorin, „da habe ich für heute Abend auch was.“

Auch über eine persönlich gelieferte Obst- und Gemüsekiste von Gastronom Arno Kahl konnten sich die Senioren freuen.

Isolation

Finanzielle Hilfen und Essensspenden lindern leider nur einen Teil des Leids, den die Corona-Restriktionen noch mal enorm zuspitzte. Der andere Teil des Leids zeigt sich in Isolation und Einsamkeit, verschärft durch die Corona bedingte Unterbindung sozialer Begegnungen. Gerade unsere älteren Mitmenschen versinken zu Hause verlassen in Traurigkeit und Verlorenheit bis hin zur Sinnlosigkeit. Wenn die Begegnung mit Familienangehörigen und Enkeln zur Gefahr wird, der tägliche Einkauf das Erkrankungsrisiko potenziell in die Höhe treibt und auch ein kleiner Spaziergang plötzlich zum Corona-Spießrutenlauf wird, weil man zur Risikogruppe zählt, bleibt nicht viel, fast nichts… Aber Gesprächsbedarf ist nun mal da, mehr denn je zuvor. Zuwendung, Trost und Fürsorge funktionieren jetzt nur noch übers Telefon, sofern alte Menschen jemanden zum Telefonieren haben. So manche Rentner stillten bei der Straßenbahnfahrt ihr Bedürfnis nach menschlicher Nähe, und sei es nur dadurch, dass sie sich unter Fremden aufhielten. Corona durchkreuzte jedoch jede noch so kleine Nische, in Kontakt zu treten. Altenheime verwehrten notgedrungen jeglichen Besuch genauso wie Krankenhäuser. Alte und kranke Menschen starben völlig allein und ausweglos. Den Angehörigen brach es das Herz.

Eine unserer Seniorinnen, die sonst immer sehr geschäftig, vielseitig interessiert und kontaktfreudig ist, erzählte, dass ihr die Einschränkungen sehr zu schaffen machten: „An manchen Tagen dachte ich mir, ich kann mich auch einfach ins Bett legen und sterben.“ Allmählich fühlt sie sich wieder wohler, aber das braucht seine Zeit. Diese tiefgreifende Erfahrung ist nicht von heute auf morgen überwunden und verarbeitet.

Unsere Rentner

Der Verein „Ein Herz für Rentner“ hat sein Bestmögliches getan, um genau dieser Vereinsamung entgegenzuwirken. Über eine Telefon-Patenschaftsaktion wurden unsere Rentnerinnen und Rentner von ehrenamtlichen Mitarbeitern einmal in der Woche angerufen, um ihnen Zeit zum Zuhören und Unterhalten zu schenken. Die Senioren haben sich sehr über das offene Ohr gefreut, waren dankbar für die schönen Gespräche und konnten es kaum erwarten, wieder angerufen zu werden. Diese Telefonaktion wird „Ein Herz für Rentner“ auch über Corona hinaus weiter aufrechterhalten, um alten Menschen durch Aufmerksamkeit Zuwendung zuteilwerden zu lassen. „Es ist so wichtig, mit den Senioren zu sprechen. Da genügt es manchmal nicht, ,nur‘ finanziell zu unterstützen. Einfach Zuhören kann essenziell sein, um Depression und Einsamkeit zumindest für die Dauer eines Gesprächs zu überbrücken“, so Sandra Bisping, 1. Vorstand des Vereins Ein Herz für Rentner.

Ein Licht am Horizont

Mittlerweile sind einige Wochen verstrichen, seit die Corona-Maßnahmen peu à peu gelockert werden. Der beliebte Kaffeeklatsch, den der Verein vierzehntägig anbietet, findet wieder statt, wenn auch erst mal nur für eine kleine Gruppe. Wann das übliche Veranstaltungsprogramm wieder stattfinden kann, entscheidet das Corona-Virus. Aber die Gesundheit ist das höchste Gut und wenn wir alle zusammenhelfen, lassen sich schwierige Krisen meistern. Und zur Freude von Sandra Bisping hat sich „keiner unserer Senioren, soweit ich weiß, mit dem Corona-Virus infiziert“.