Viele Aufs und Abs im beruflichen und gesundheitlichen Leben von Werner S. (70 J.) führten letztlich in eine Lebenssituation, die so einiges an Durchhaltevermögen und Kraft abverlangt. Zur monatlichen Erwerbsminderungsrente von 823 Euro bezieht er 183 Euro Wohngeld. Nach Abzug von Miete, Telefon und anderen Fixkosten bleiben gerade mal 190 Euro zum Leben übrig.

Abwechslungsreiche Karriere

Der gebürtige Erfurter absolvierte als junger Mann eine Ausbildung als Koch, schloss daran ein Studium der Ingenieurökonomie an und arbeitete schließlich bis 1978 als Offizier bei der Marine. Doch als Regimekritiker der DDR äußerte er „systemproblematische“ Standpunkte, deren Konsequenzen ihn aus der SED und der Armee ausschlossen. Die weitere berufliche Entwicklung verzweigte sich breitgefächert: Mehrere Jahre arbeitete er als Produktionsmitarbeiter, dann als Facharbeiter in der Landwirtschaft und als Postangestellter. 1997 führte es Werner S. nach München, wo er im Sicherheitsdienst eine Anstellung fand und 2004 schließlich zu einer Brauerei wechselte.

Abrupte Wende mit 60 Jahren

Mit 60 Jahren nahm die berufliche Laufbahn ein unerwünschtes Ende: Die Brauerei ging 2013 in den Konkurs, Werner S. wurde arbeitslos. Trotz zahlreicher Bewerbungsversuche fand er in seinem Alter keinen neuen Job mehr. Stattdessen verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand zusehends. Die Durchblutungsstörungen wurden so schlimm, dass eine vorzeitige Erwerbsunfähigkeit die Folge war, was sich deutlich spürbar auf die Höhe der Rente auswirkte. Gerade wenn Sonderausgaben wie Gesundheitsschuhe oder Geräte angeschafft werden müssen, zeigt der Kontoauszug oder der Blick in den Geldbeutel nur schonungslose Ebbe an. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben schränkt aber jeder fehlende Euro drastisch ein.

Allein zu Hause

So ist nicht nur das Geld knapp, sondern auch die sozialen Kontakte. Seine Frau hat ihn verlassen und seine Geschwister sind teils schon verstorben oder leben so weit weg, dass keine persönlichen Begegnungen möglich sind. Nur ein Bruder ist vor Ort, der allerdings von seinen eigenen Problemen so vereinnahmt ist, dass Werner S. aus Rücksicht auf Abstand bleibt. Dennoch sucht er sozialen Anschluss, indem er jeden Tag ins ASZ zum Mittagessen geht und bis nachmittags dort seine gesellige und angenehme Art in netten Gesprächen auslebt.

Ein Herz für Rentner hilft aus der Isolationsfalle

Der Verein bietet über das Jahr verteilt ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm an, seien es Konzerte, Zirkusshows, Kinobesuche und zweiwöchentlich stattfindende Kaffeeklatsch-Stelldichein für die Senioren. Werner S. nimmt rege an den mannigfaltigen Angeboten teil und knüpft so neue Kontakte: „Ich habe neue Freunde gefunden“, freut sich der aufgeschlossene Rentner. Zudem bekommt er von Ein Herz für Rentner eine monatliche Patenschaft, erhielt Soforthilfen zum Leben, Lebensmittel und ein neues Bett.