Gudrun Bs. Beruf und Berufung im Leben galten idealistischen Zielen, die sich nicht so auszahlten, dass sie im Alter von ihrer Rente leben kann. Die 71-Jährige aus München bekommt eine Rente von 663 Euro. Hinzu kommt noch eine Betriebsrente von 404 Euro, die allerdings 2023 endet. Mit 1.067 Euro im Monat liegt ihr Einkommen oberhalb der Bemessungsgrenze für Grundsicherung. Offiziell gilt sie aber als arm mit weniger als 1.350 Euro im Monat.

Kaum Rente trotz hoher Qualifikation

Als Dipl.-Ing. für Elektrotechnik und Umweltschutztechnik war die Rentnerin unter anderem für Softwareentwicklung im Bereich Plasmaphysik und für Untersuchungen von Werkstoffen mittels Ultraschalls verantwortlich. Engagierte sich als persönliche Referentin von Abgeordneten im Landtag für die Grünen. Koordinierte freiberuflich Projekte für internationale Qualifizierungsmaßnahmen und potenzielle Kooperationen von Unternehmen. Darüber hinaus setzte sich Gudrun B. ehrenamtlich im Kinder- und Jugendarbeitsbereich ein, organisierte Seminare für Gruppendynamik und leistete Besuchsdienste bei alten Menschen. Als Rentnerin leitet sie ehrenamtlich Wanderungen im Voralpenland für das Alten- und Service-Zentrum.

Weil sie sich gesellschaftlich und sozial zwar mit viel Herzblut in Berufen einbrachte, die nicht ausreichend ihren Rentenanspruch anhoben, ist sie nun selbst auf Unterstützung angewiesen. Idealismus ist leider „nur“ eine Frage der Ehre, keine des Einkommens.

Aus Erinnerungen Kraft schöpfen

Gerne denkt sie an vergangene Zeiten zurück und erinnert sich an ihre Wanderungen auf dem Jakobsweg und das französische Kloster Flaran. Die netten Begegnungen mit Pilgern aus aller Welt bereicherten ihren Erlebnisschatz. „Dank der Erfahrungen, die ich machen konnte, habe ich einen inneren Reichtum, der mir hilft, mit wenig Geld auszukommen“, sinniert die Rentnerin.

Gesundheitliche Beschwerden trüben neben der finanziellen Last zusätzlich den Alltag. 2004 musste sie diverse Operationen verkraften und leidet unter fortschreitender Arthrose, Ohrengeräuschen, Bluthochdruck, Venenthrombose etc. Umfangreiche Zahnbehandlungen gingen so ins Geld, dass ihre Ersparnisse dahinschmolzen.

Ein Herz für Rentner setzt sich ein

Als das Geld für nötige Medikamente fehlte, wandte sich Frau B. hilfesuchend an Ein Herz für Rentner. „Der Verein hat meine Medikamente schnell und unbürokratisch bezahlt“, freut sie sich dankbar. Zusätzlich bekam die 71-Jährige finanzielle Unterstützung für ihre Hausratversicherung, ein MVV-Jahres-Abo und Soforthilfe zum Leben.

Optimismus und Zuversicht hat die Rentnerin trotz aller Schwere nicht verloren, sieht darin vielmehr eine Herausforderung, die es mit Erfindungsreichtum zu lösen gilt. „Not macht erfinderisch. Nur wenn ich an meine Grenzen komme, ein Problem habe, kann etwas Neues entstehen.“ Statt aus Kostengründen in ein Café zu gehen, kocht sie sich ihren Kaffee zu Hause, setzt sich damit auf eine Bank im Grünen und tankt Kraft aus der Natur.