Vor eineinhalb Jahren fand die 80-jährige Seniorin Sonja T. den Weg zu uns. Sie bekommt eine Rente von 672,21 Euro, 196 Euro Grundsicherung sowie 150 Euro Unterhalt. Von 1.018,21 Euro muss sie Miete, Strom, Telefon, Essen etc. bestreiten.

Weit gereist

Sonja T. wurde in Russland geboren, absolvierte dort ihre Ausbildung zur Konditorin und erarbeitete sich die höchste Stufe des Konditorhandwerks. In Russland heiratete sie ihre große Liebe und brachte zwei Söhne zur Welt. Vor 45 Jahren wanderte das Paar mit ihrem jüngeren Sohn schließlich nach Deutschland aus, wo einst ihre Urgroßeltern herkamen.

Neuanfang

Beruflich konnte die Rentnerin in Deutschland leider nicht da anknüpfen, wo sie in Russland aufgehört hatte. „Es war sehr schwer für mich, in Deutschland Fuß zu fassen“, erinnert sie sich. Zum einen musste sie schnellstmöglich Arbeit finden, zum anderen ließ sie ihr neuer Chef einer Konditorei nur Bleche reinigen und Teig mischen. Sie liebte ihren Beruf als ehemals kreative Konditorin, aber nur Basisarbeiten zu verrichten, frustrierte sie zunehmend. Sonja T. absolvierte kurzentschlossen ein dreiwöchiges Praktikum als Küchenhilfe in einem Altenheim und ließ sich dort anstellen, wechselte noch in anderes Altersheim und fand auch eine Anstellung in einem großen Restaurant. Insgesamt arbeitete Sonja T. 48 Jahre, 30 davon in Deutschland.

Familiärer Rückhalt

Ihre Ehe ist zwar längst kaputtgegangen, aber zu ihrem Sohn und ihrem Enkel hat sie ein tolles Verhältnis. Ihr Enkel, der gerade eine Ausbildung bestreitet, ist sogar bei ihr eingezogen, um sich um seine Oma zu kümmern. „Mein Enkel ist mein Glück. Er unterstützt mich, wo er kann. Er schenkt mir so viele schöne Momente“, freut sich die Seniorin voller Dankbarkeit. Vor sieben Jahren hat sie ihren anderen Sohn und seine Familie in Russland zuletzt live gesehen, aber über Videocalls pflegen sie regelmäßig Kontakt.

Sehr genügsam

Das Wichtigste im Leben der 80-Jährigen ist das Wohl ihrer Kinder und Enkel. Sie hat ein Leben lang gearbeitet und lebt nun sehr bescheiden. Ohne fremde Hilfe reicht das Geld nicht für Extraausgaben. Dennoch sagt sie: „Ich komme über die Runden. Meine Schwester hat mir Ein Herz für Rentner e. V. empfohlen. Das war ein Geschenk von Gott und hat mir sehr geholfen.“ Sie dankt auch Deutschland für sein Sozialsystem und dass die Krankenkasse das meiste übernimmt. „So etwas gibt es in Russland nicht.“ Und weil die Rente oft nicht für genügend Lebensmittel reicht, geht sie regelmäßig zur Tafel. „Viele Lebensmittel kann ich mir nicht leisten, ich bin sehr froh über die Tafel und die Obst- und Gemüsebox von Ein Herz für Rentner.“ Richtig Sorge bereitet der Seniorin, dass sie kaum Geld für ihre eigene Beerdigung zurücklegen kann.

Das Herz krankt

„In Russland wäre ich schon längst tot“, ist sich Sonja T. sicher. Sie erlitt einen Herzinfarkt, musste viermal am Herzen operiert werden, bekam fünf Stents eingesetzt, leidet seit Längerem an Atemnot und Schmerzen im Brustkorb. Zudem ist sie sehr schwach. „Mein Enkel muss sich darauf vorbereiten, dass er bald allein sein wird“, prophezeit sie traurig.

Ein Herz für Rentner hilft in der Not

Seit eineinhalb Jahren unterstützen wir Sonja T. Sie erhält alle vierzehn Tage eine frische Obst- und Gemüsebox nach Hause geliefert, wir haben zuletzt die Nebenkostennachzahlung und ein E-Bike-Klapprad zum Einkaufen übernommen. In Kürze steht eine neue Brücke für die Zähne an. Aber da will sie sich noch einmal bei uns melden.