Die 77-jährige Seniorin Angelika S. lebt von wenig: 675,36 Euro Rente plus 740,96 Euro Grundsicherung im Alter müssen für den Monat genügen. Nach Abzug von Miete und Strom bleiben ihr für alle sonstigen Ausgaben 574,21 Euro.
Schnipp, schnapp
Voller Tatendrang und Motivation, ins eigene Leben zu starten, machte Angelika S. damals eine Ausbildung zur Friseurin. Mit Handfertigkeit und Kreativität setzte sie die Frisurenwünsche der Kunden um. Zwei Jahre lang verdiente sie sich als Jungfriseurin ihr Geld. Der Job war und ist leider sehr schlecht bezahlt. Trotz Trinkgeld war es eine Herausforderung, die Kosten für den Lebensunterhalt zu decken.
Quereinstieg
Angelika S. schaute sich daher kurzerhand nach Alternativen um, wo sie besser verdienen konnte. Sie bewarb sich in einem Lokal als Bedienung und bekam die Stelle. Nun hieß es Learning by Doing, denn Vorerfahrung als Kellnerin hatte sie nicht. So passierte es einmal, dass beim Balancieren dreier Teller eine Paprikaschote auf dem Boden landete. Bald aber beherrschte Angelika S. das Tellertragen perfekt und arbeitete bis zur Rente in diesem Job. Zuerst in verschiedenen Restaurants, die letzten 24 Jahre bei der Messe München.
Schicksalhafte Trennung
Die Rentnerin hat einen Sohn, der heute 57 Jahre alt ist. Leider haben sie seit fast 30 Jahren keinen Kontakt mehr. „Ich stand damals alleine da, habe meinen Sohn an eine Pflegestelle gegeben, weil ich arbeiten musste, sonst hätte das Geld für uns nicht gereicht“, erinnert sie sich. So sah sie ihn nur an den Wochenenden. Als er mit der Lehre startete, riss der Kontakt komplett ab. Schon lange lebt er mittlerweile in den USA. „Ich bedauere das sehr, aber vielleicht meldet es sich ja eines Tages wieder bei mir“, hofft die Seniorin.
Plötzlich entzweit
Angelika S. lebte 36 Jahre lang in einer Partnerschaft. Umso schmerzlicher war es, als ihr Lebensgefährte vor acht Jahren starb. Wie es der Zufall wollte, kam ein anderer Gefährte über eine Bekannte zufällig in ihr Leben, der sie aus ihrer Einsamkeit herausholte: nämlich das rot-weiße Zwergkaninchen Klara. 7,5 Jahre begleitete das Häschen die Seniorin, das nun kürzlich leider eingeschläfert werden musste. Nun lebt sie wieder allein. „Mittlerweile bin ich allerdings zu alt für ein Haustier“, sagt sie.
In Freundschaft verbunden
Die 77-Jährige ist glücklicherweise sozial gut eingebunden, hat eine sehr gute Freundin, die für sie da ist, und auch über EIN HERZ FÜR RENTNER schloss sie neue Bekannt- und Freundschaften. Alle 14 Tage findet unser Kaffeeklatsch statt, den sie sehr gerne besucht.
Über vier Jahre bei EIN HERZ FÜR RENTNER
Wir unterstützen Angelika S. seit über vier Jahren. So haben wir beispielsweise eine neue Waschmaschine oder Tierarztrechnungen, das Deutschlandticket oder eine neue Brille übernommen und helfen mit einer monatlichen Patenschaft sowie der Obst- und Gemüsebox. „Ich bin so froh, dass es Ein Herz für Rentner gibt“, freut sich die Seniorin.
Kein Klagen
„Ich bin zufrieden mit dem Wenigen, das ich habe. Ich bin 77 Jahre alt, habe kaum noch Bedürfnisse und brauche nur noch wenig Geld“, erklärt Angelika S. Der Renteneintritt war allerdings schwierig, erinnert sie sich. „Ich musste Grundsicherung beantragen, vieles konnte ich mir nicht mehr leisten. Aber mittlerweile habe ich keinen Grund mehr zu klagen: Ich gehe weniger weg, ich esse weniger. Ich werde mit dem Alter immer zufriedener“, resümiert sie. Eng wird es dennoch bei höheren Ausgaben wie einer Waschmaschine, einem warmen Mantel oder neuen Schuhen. „Das kann ich mir von meiner Rente nicht zusammensparen. Da hilft mir Ein Herz für Rentner“, erzählt sie freudig.